Wir reparieren uns um die schönsten Ankerplätze der Welt

So lautet ein Spruch unter Langfahrern. Ich weiß nicht mehr, von wem er ursprünglich stammt. Also ganz so schlimm empfinde ich es nicht. Aber es ist auch nicht so, dass hier alles nur Müßiggang und einfach easy ist!

Als captain muss man Multitalent sein. Nicht nur heisst es, die capitania bei Laune zu halten (der Frau-Betrieb an Bord benötigt regelmäßige Wartungs- und Service-Intervalle). Doch auch die ganze Technik will in Schuss gehalten werden. Wobei ich zugeben muss, die Technik ist meist einfacher zu  warten – denn die ist für einen Ingenieur  leichter zu verstehen. Aber einem Inschenör ist sowieso nichts zu schwör.

So ist Mann auch noch Klempner-Mechaniker-Elektroniker in Personalunion.

Seit ein paar Tagen beobachte ich, dass aus dem Auspuff des Steuerbordmotors weniger Kühlwasser als sonst üblich kommt. Zunächst nicht wirklich deutlich, aber zuletzt zunehmend. Also stoppe ich den Steuerbordmotor um eine potentielle Überhitzung zu vermeiden und sehe mir das Ganze am nächsten Ankerplatz bei Union Islands an. Dass irgendwas am Kühlkreislauf nicht passt, liegt auf der Hand. Es war aber nicht wie vermutet ein Defekt am Impeller: Der ist noch tipp topp in Ordnung. Aber die Ansaugseite des Impellers ist fast komplett zu – mit einer weissen, relativ harten Masse. Sieht aus und fühlt sich an wie ein Kalk. Kann aber kein Kalk sein – es handelt sich ja um einen ganz normalen Meerwasserkreislauf, wo soll da etwas verkalken und vor allem so stark?

verkalkter Ansaugstutzen
offener Impeller

Ich stehe vor einem Rätsel. Habe, wie bei anderen technischen Problemen zuvor auch, mal die Outremer Owners Gruppe auf Facebook um Rat gefragt. Da tummeln sich jede Menge netter und fähiger Leute die immer eine gute Idee haben – bin mal gespannt was da so kommt.

Eine Woche zuvor musste ich unsere Dirk erneuern. Beim RoutineCheck fiel mir auf, dass selbige auf Höhe der Mastspitze deutliche Spuren von Schamfilen zeigt. Ach ja – wisst ihr eigentlich, wie der kluge Inschnör die Mastspitze checkt? Richtig: Er nimmt die Drohne und macht damit 4K auflösende Bilder. Ich habe nämlich Höhenangst, und ein Hochklettern in die Mastspitze würde ich nur unter allerallergrößter Not über mich bringen (und dabei wohl eine Windel brauchen, weil ich mir vor Angst in die Hose mache).

beschädigte Dirk
Beschädigung im Detail
Rigg Inspektion per Drohne

Über die Facebook-Gruppe erfahre ich dann auch den Grund: Der Schaden an der Dirk entsteht beim Setzen des Groß. Weil das Großfall an der Dirk schabt. Ausweg ist wohl, das Groß nicht voll im Wind zu setzen sondern mit aufgefiertem Traveller bei vielleicht 10 – 20 Grad am Wind damit es zu keinem Kontakt kommt. Muss man wissen. Weiß ich – jetzt erst. Aus Schaden wird man klug.

Auch in Sachen Wantenspannung bin ich schlauer geworden. Richtig locker war unser Lee-Want übrigens nicht. Aber es hatte spürbar weniger Spannung: Bei zu weit aufgefiertem Groß und Vorwindkurs konnte das Groß das Lee-Want etwas durchbiegen – was vorher nicht der Fall war. Habe aber inzwischen gelernt, dass das kein Mega-Problem ist solange überhaupt noch satt Spannung vorhanden ist. Und aus der Facebook-Gruppe der Outremer Owners habe ich gelernt, dass man die Spannung tatsächlich über die Messung der Eigenfrequenz kontrolliert. Ja ich bin von meiner Ausbildung her zwar Maschinenbau-Ingenieur aber war doch etwas erstaunt, dass das auf einem Segelschiff so gemacht wird…. Nur, wie messe ich die auf einem Segelschiff? Uli von der SY Baradal gibt mir den Tipp, dass es diverse Apps fürs Handy gibt welche Frequenzen messen. Man könnte sich so eine App installieren, das Handy dann an der Want befestigen und die Want schwingen lassen. Wir haben es beide noch nicht ausprobiert, und ich bin etwas skeptisch ob die Sensoren von einem Handy wirklich genau genug eine Schwingung erfassen könne. Aber Ausprobieren werde ich es noch.

 

Eine Antwort auf „Wir reparieren uns um die schönsten Ankerplätze der Welt“

  1. Bin auch gespannt, was der weisse Belag im Ansaug ist. Vom Aussenborder weiss ich, dass sich Salzkristalle bilden können, die sich erst mit Süsswasser wieder auflösen lassen. Eine warme Oberfläche kann das begunstigen.

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