Noch nicht gewusst

Wir fahren nach Starkregen an die Nordostküste von La Palma. Beim Befahren der Straßen heißt es Obacht geben, denn an etlichen Orten gab es Steinschlag.

Fahrt zum Strand nach Starkregen

An der Straße LP 102 hinter Tenegua finden wir zufällig eine sehr schöne Bucht mit toll hergerichtetem Badeplatz.

Strandbucht an der LP 102
Strand an der LP 102

Während wir noch rätseln, wer die Badegelegenheit in der Bucht so perfekt samt Dusche angelegt hat, spricht uns eine Einheimische an. Sie unternimmt offenbar gerade mit ihrem Begleiter einen Spaziergang entlang der eigenen Bananenplantage oberhalb des Strandes.

 

Sie erzählt uns, der Strand sei von der Inselverwaltung für die Einheimischen angelegt worden. Das muss wohl so sein, denn einen Hinweis auf diese wunderschöne Anlage sahen wir nirgends.

Die Dame erzählt weiter, sie habe im Europapark Rust in Deutschland gearbeitet. Sie spricht etwas Deutsch und sehr gut Englisch, ihr Begleiter leider nur Spanisch. Sie fragt, ob wir die Bananenplantage sehen wollten und erzählt, sie wohnten in einem Haus innerhalb der Plantage. Aber natürlich doch wollen wir sehen! Und so kommen wir in den Genuss einer Privatführung mit sehr vielen Informationen.

Privatbesuch Bananenplantage

Jetzt wissen wir, dass die bei uns preisgünstig erhältlichen Bananen einiges an Pflege benötigen, bis sie in unseren Supermärkten liegen. Dort liegen auch nicht die kanarischen Bananen, Platanos genannt und unter diesem Markenzeichen in den Handel gebracht. Denn sie sind kleiner als das EU-Normmaß (Idiotie!). So werden die Platanos zu einem kleinen Teil auf den Kanaren verzehrt und im übrigen auf das spanische Festland zum Verkauf dort verbracht.

Bisher unbekannt war uns der Lebenszyklus der Bananenstauden: Wie uns die Dame erzählte, bringt die „Mama“ die Bananenfrucht hervor und dann auch etliche Ableger, die neben der Mutterstaude aus dem Boden wachsen. Es kommt darauf an, nur einen der Ableger zu belassen, den „Sohn“. Er bringt im Folgejahr dann selbst eine Bananenfrucht hervor (und ist somit vom Sohn zur Mama geworden, also Geschlechtsumwandlung inklusive).

Junger Bananensprössling

Die Banannenfrucht bildet sich anfangs als oben aus der Pflanze wachsender Trieb und wird später ein Stengel mit kleinen Bananen sowie einer großen lila Blüte am Ende des Triebes. Diese Frucht muss zur richtigen Zeit abgeschnitten werden, erfahren wir, weil andernfalls die Bananenfrucht schlecht riecht, wenn auch genießbar ist (auf dem oberen Foto die lila Blüten im Hintergrund).

Ansatz neue Bananenfrucht
Bananenstaude Ansatz jung

 

Endlich erfahren wir auch mehr über die Einhausung der Blananenplantagen mit einem beigen Gemisch aus Flies und Folie. Sie dient der Temperaturerhöhung in der Plantage, die wiederum das Wachstum der Frucht befördert. Mit Einhausung kann ein Bauer auf La Palma demnach dreimal alle zwei Jahre ernten, ohne nur zweimal. Außerdem finden wir wieder einmal ein klares Zeichen der sehr unterschiedlichen Temperatur- und Klimaverhältnisse auf dieser doch kleinen Insel: Uns wird erzählt, der Bauer im Süden der Insel könne im gleichen Zeitraum durchschnittlich eine Ernte mehr einfahren als der im Nordosten, wo wir uns gerade befinden. Trotz dieser Unterschiede sind die Bananen sowohl im Norden wie im Süden allgegenwärtig.

Bananen mit Einhausung sind die weißen Flecke, umgeben von Plantagen ohne

Wie wir auch erfahren, trägt die Inselverwaltung der Natur Sorge. Einhausen darf nur noch, wer dies schon früher getan hatte, also Bestandsschutz. Neu darf man es nicht mehr. Wie ich verstehe deshalb nicht, weil die Erhitzung der Plantagen durch die Einhausung als umweltschädlich eingeordnet wird. Jedenfalls sehen die unendlich weiten eingehausten Felder auf Teneriffa hässlich und alles andere als natürlich aus. Vielleicht geht es der Inselverwaltung auch darum, die schöne natürliche Optik der Insel zu erhalten.

Wir verabschieden uns mit vielen neuen Erfahrungen und sind begeistert über den deutlich sichtbaren Wunsch, uns als Touris Kenntnisse der Insel zu vermitteln. Der Begleiter der Dame bricht sogar mit einem Stab Blätter von einer Pflanze ab, um uns die Entwicklung der neuen Frucht besser zeigen zu können.

Am nächsten Tag erweitern wir unsere botanischen Kenntnisse noch und sehen erstmals Avocadobäume.

Avocado

 

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