Mängelbeseitigung. Und neue Mängelrügen….

…. INVIA ist ein wirklich tolles Schiff. Aber verflucht nochmal, warum zum Henker schafft es Outremer nicht, der Produktion ein besseres Qualitätsbewusstsein einzuimpfen? Ich hatte bereits vor dem Kauf Bedenken: Produktion in Südeuropa….. als deutscher Ingenieur (mit Wohnsitz Schweiz!) hat man da so gewisse Vorbehalte. Schon vor Vertragsabschluss sagte ich der capitana immer wieder: Gäbs so ein tolles Schiff aus einer nordeuropäischen Produktion….

Es kam wie erwartet. Aber es ist dennoch zum Haare raufen. Auch wenn, und das muss wirklich erwähnt werden, der After Sales Service von Outremer gut ist.

 

Januar 2018:

INVIA liegt in Italien, in Varazze. Im Januar kommt Stephane Denner, der AfterSales Manager mit dem Chefelektriker von Outremer, zusammen mit dem lokalen italienischen Vertreter von B&G und sucht die Probleme am Autopiloten. Dieser fällt immer noch regelmäßig aus. Immerhin nicht mehr lautlos, wie zuvor. Sondern jetzt – nachdem man einige Teile gewechselt hatte – zumindest mit einem Alarm. Eine wirkliche Verbesserung, denn so bekommt man zumindest mit wenn er den Dienst quittiert.
Die Verkabelung wird neu durchgemessen. So richtig fündig wird man nicht. Prophylaktisch wird eine Verstärker-Bridge eingebaut, die den Signalverlust durch die langen Kabelwege ausgleicht. Ob dies Besserung bringt, muss sich erst noch zeigen. Möglicherweise ist die Ursache auch der NMEA Multiplexer, der die NMEA Daten von B&G ausliest und in den PC und in den AIS MOB-Alarm speist. Outremer hat hier ein französisches Fabrikat verbaut, B&G empfiehlt aber ein anderes Fabrikat dessen NMEA Kompatibilität von B&G getestet ist.
Beim ersten Segeltörn im Frühjahr werden wir alles testen, danach wissen wir – hoffentlich – mehr. Eins ist klar: Der Autopilot muss zuverlässig arbeiten und wenn er das nicht demnächst macht, verliere ich wirklich die Geduld.

Daneben werden die Booster nochmals überprüft. Der Backbordmotor speist konstant 80 – 90 Ampere in die Lithium-Batterien, während steuerbordseitig max. 40 – 50 A geliefert werden. Der Fehler ist gefunden, Outremer´s Elektriker hat ein wirklich gutes Näschen: Es gibt einen Notschalter, mit dem man die Motoren notfalls – bei Ausfall beider Starterbatterien – auch über die Lithium- Verbrauchsbatterien starten kann. Der unterbricht nicht sauber so dass es zu einem Kriechstrom kommt, welcher wiederum den Booster irritiert. Wir bauen den Schalter komplett aus, und siehe da: es läuft, wir bekommen volle 90 Ampere in die Batterien. Der Schalter bleibt ausgebaut, im Sommer werden wir ihn durch eine neuen Schalter ersetzen wenn INVIA nochmals nach La Grande Motte geht.

März 2018:

Über Christian beauftrage ich Roberto von MotoNautico mit dem Service der beiden Volvo Motoren. Die haben beide rund 220h drauf, wird also Zeit. Vor dem Winter wollte ich das nicht machen, gibt ja keinen Sinn das neue Öl erst mal ein halbes Jahr stehen zu lassen.
Ich verfolge jeden Schritt, schließlich will und muss ich den Standardservice inkl. Ölwechsel und Impellerwechsel in Zukunft selbst erledigen. Meine Tätigkeit als Maschinenbau-Ingenieur liegt schon ne Weile zurück. Auch wenn ich vor kurzem einen 2 tägigen Kursus über das Warten von Schiffsdiesel besucht habe, ist es nicht verkehrt alles nochmals genau am eigenen Schiff zu verfolgen. Ich bin begeistert wie gründlich die Jungs ans Werk gehen; auch in Südeuropa findet man durchaus Qualitätsbewusstsein! Ein paar Tricks bekomme ich gezeigt, die ich mir gleich abspeichere.

Der Generator ist noch nicht zur Wartung fällig, er hat erst 70h und wurde mit 50h in La Grande Motte gewartet. Wofür man mir seinerzeit satte 500 Euro abknüpfte. Worüber ich mich recht ärgerte zumal ich keinerlei Feedback erhielt, warum der Betrag so hoch ist – und der Service-Mechaniker einen wahren Saustall und jede Menge Material im Motorraum hinterließ.
Spätestens hier habe ich eine weitere Lektion gelernt:

In Zukunft lasse ich keine wichtigen Service-Arbeiten mehr machen, wenn ich nicht selbst dabei bin.

Das ist zwar zeitintensiv. Aber alles andere hat keinen Sinn, nur so weiß ich was wirklich alles getrieben wird.
Zusammen mit Roberto von MotoNautico Varazze also sehe ich mir den Generator an. Roberto weist mich darauf hin, dass außen am Impellergehäuse Korrosionsspuren zu sehen sind. Als unerfahrener Schiffseigner dachte ich mir nichts dabei, aber Roberto meint das sei ein Hinweis auf Salzwasseraustritt. Wir öffnen das Impellergehäuse und finden einen nahezu defekten Impeller vor:

Impeller vom Generator

Nun gehen Impeller schon mal defekt, das ist kein Drama. Dass er bereits nach 70h defekt ist, schon eher. Aber dass er 20h nach dem letzten Service defekt ist, das ist dramatisch. Ich reklamiere umgehend in La Grande Motte: Hatte man mir nur die 500 Euro für den 50h Service verrechnet, aber gar keinen Service durchgeführt? Jetzt endlich kommt eine Rückmeldung, von ATEF, dem französischen Serviceunternehmen für Fischer Panda: Ja die Servicerechnung (die mir via Outremer gestellt wurde) sei deswegen so hoch weil der Impeller gewechselt hätte werden müssen. Aha – wieso sagt mir das keiner?
Auch mit Impeller-Wechsel sind 500 Euro ein stolzer Preis.
Wenn nun nach weiteren 20h erneut der Impeller defekt ist, dann liegt irgendwo ein systemisches Problem vor. Und dieses Problem heißt es nun zu finden. Wir vermuten, dass der Seewasser-Kühlkreislauf irgendwo Luft zieht.

Nur wo?

Erschwert wird die Suche durch ein weiteres Problem. Hinter dem Impeller sitzt der Wärmetauscher, der den Seewasserkreislauf vom Kühlwasserkreislauf trennt. Dort sitzen die abgebrochenen Reste des defekten Impeller. Auch das ist normal wenn ein Impeller defekt geht. Normalerweise öffnet man dann den Wärmetauscher und reinigt ihn. Das aber geht hier nicht, denn Outremer hat den Generator so schlau verbaut dass man die hintere Lärmschutzhaube nicht mehr abnehmen kann:

Der Generator im Mastfuß

Und ohne demontierter hinterer Schutzhaube kommt man an den Wärmetauscher nicht ran. Der Platz im Mastfuss ist knapp, ja. Aber nicht so knapp: Eine Montage des Generators 2cm weiter vorne würde genügen, und diese 2cm sind mehr als vorhanden.
Ob und wenn ja wie ATEF überhaupt die Reste des 1. defekten Impellers entfernt hatte, bleibt unbeantwortet. Theoretisch könnte man mit einer separaten Pumpe einfach den Salzwasserkreislauf kurz umkehren und so den Wärmetauscher von den Impeller-Resten säubern – denke ich mir jedenfalls. Aber ob das gemacht wurde?
Ich habe eine Mängelrüge an Outremer geschickt und werde darauf drängen, den Generator ein wenig zu versetzen. Damit ich zukünftig an den Wärmetauscher ran komme.

Und die Ursache für das Impeller-Problem – das muss auch noch gefunden werden. Ich komme alleine nicht weiter. Bzw. weigere mich, da noch mehr Zeit rein zu stecken, es ist immerhin ein neues Schiff.

Eine Schreiner-Arbeit steht auch noch aus: Der Stuhl am Navitisch, bzw. die Befestigung desselben, löst sich:

Der Stuhl am Navitisch

Eine Gegenplatte o.Ä. lässt sich von unten nicht anbringen, da dieser Bereich von unten nicht mehr zugänglich ist (es sei denn man schneidet die GFK Hülle auf). Stephane schlägt vor, den Stahlfuss etwas zu kürzen, an der Stelle auf den Fussoden ein dickeres Stück Holz zu kleben und dann den Stahlfuss darauf neu verschrauben. Klingt gut, mach ich, einem Ingenör ist nix zu schwör….


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