INVIA hängt am seidenen Faden

Von Tobago geht’s bei gutem Wind direkt nach Chaguaramas, Trinidad. Wir legen am Donnerstag den 16.5. am Pier bei PEAKE an. Erstmal zu Zoll& Immigration, die Papiere erledigen.

Kostet nix, denn natürlich sind wir in Tobago nicht vor 08:00 Anker Auf gegangen (das würde eine satte Overtime – Gebühr kosten). Dass die Mathematik nicht so ganz stimmt – INVIA müsste dann mit rund 16kn geflogen sein – interessiert niemand. Die Regeln in Trinidad & Tobago sind schon seltsam:

Es ist NICHT entscheidend, WANN man im Büro vorstellig wird. Entscheidend ist vielmehr der Zeitpunkt, zu dem man den Anker wirft bzw. wieder Anker auf geht. Passiert dies außerhalb der Arbeitszeiten, wird eine Zusatzgebühr fällig die rund das 10-fache der normalen 50 TT beträgt.

Zunächst bleiben wir bei PEAKE am Steg. Wir wollen mit guter Kühlung von der bordeigenen Aircon vorarbeiten. An Land können wir die nicht einsetzen, weil sie Wasserkühlung benötigt. Akrobatik ist beim An-Bordgehen bei Ebbe gefragt. Dann nämlich liegt die Passarelle zum Übergehen in sehr steilem Winkel.

Steiler Weg bei Ebbe
Steiler Weg bei Ebbe

Wir beginnen mit der großen Wäsche. Ua werden alle Gastlandflaggen gewaschen. Wir sind schon ziemlich rumgekommen in den letzten Monaten, wie die lange Flaggenreihe auf der Invia zeigt.

Die gewaschenen Gastlandflaggen werden getrocknet

Immer wieder fliegt Russ auf unser Schiff. Angrenzend an die Bucht schwelen tagelang Feuer in den trockenen Wäldern. Feuerwehr ist keine zu sehen oder hören. Die Buschbrände gehören zur Trockenzeit hier dazu. Immer bedrohlicher werden sie aus unserer Sicht. Abends sieht man Flammen und Glut an etlichen Stellen. Wie gut, dass nach einigen Tagen der erste Regen kommt. Er löscht noch nicht alle Feuer, aber das schaffen dann Schauer an den Folgetagen.

Schimmelvermeidung

Das grosse Reinemachen beginnt. Von verschiedenen Stellen haben wir gehört, dass Schimmel bei längerer Lagerung in den Tropen ein großes Problem ist. Also wird alles gewaschen, geputzt und mit Alkohol abgerieben. Nicht zu früh – im Gegenteil, eher zu spät: So manches hat bereits Schimmel angesetzt! Unsere Koffer zum Beispiel. Die hatten wir mal mit dem Dinghy transportiert. Dabei bekamen sie unweigerlich ein paar Spritzer Salzwasser ab. Die verbleibenden Salzreste sind teuflisch: Sie ziehen Feuchtigkeit an, und auf dem wächst und wuchert der Schimmel. Meine Regenjacke z.B.  ist auch voller Flecken, ebenso wie die Tasche für das Canopee (unsere Beschattung, die wir übers Trampolin ziehen können). Ätzend! Und all das bei gleißender Sonne und, gerade ab Nachmittag, ordentlich Schwell.

Trouble-Shooting

Daneben gilt es, die diversen Technikprobleme anzugehen. Rainer von Electropics, ein Deutscher der u.a. Simrad & B&G hier macht, hat zwar gehört dass ein neues Zeus2 Display zu ihm unterwegs ist. Mehr weiß er aber nicht und am Montag geht er für 4 Wochen in Urlaub. Heisst im Klartext: Hier passiert erstmal gar nichts. Von Fischer Panda wurden 2 Ersatzteile zu einem Dealer in der benachbarten Crews Inn Marina geliefert. Ich laufe dorthin, bezahle 470 TTDollar Liefergebühr(!) und bekomme die Teile ausgehändigt. Zum Einbau organisiert man mir einen lokalen Experten, denn die Elektronikkomponenten überfordern mich etwas. Für weitere 600 TT sind die Teile verbaut. Dass der ganze Schaden noch innerhalb der Garantiezeit passierte und auch von mir gemeldet wurde, juckt Fischer Panda nicht. Denn inzwischen, in Trinidad angekommen, ist die Garantie abgelaufen. Dabei hatte ich schon vor 2 Monaten (und noch innerhalb der Garantiezeit) Fischer Panda angeboten, die Ersatzteile in die Schweiz zu unseren Kindern zu schicken, welche sie dann von dort im Gepäck mit nehmen können. Mir jetzt egal, dieses Scheiss Teil funktioniert erstmal wieder. Wie lange? Keine Ahnung. Ich überlege ernsthaft, diesen Schrott made in Germany rauszuwerfen und mir mit Northern Light Qualität made in USA einzubauen. Mit Northern Light, so höre ich vielfach, gibt es fast nie Probleme.

LP Marine aus Port of Spain kommt kurz vorbei wegen unseres Problems mit dem Zuwachsen der Impeller. Hier nochmal das Bild:

Die Saugseite des Impellers wächst regelmäßig zu. Es ist kein Kalk. Aber was ist es? Möglicherweise Alumiumoxid. Kommend vom Saildrive, dessen Gehäuse aus Alu besteht. Hiesse, der löst sich auf. Elektrokorrosion?

Wir beschließen, dass er nach dem Haul Out wieder kommt, dann können wir die beiden Saildrives in Ruhe ansehen.  Ich nehme es vorweg: Dabei ergeben sich keinerlei neue Erkenntnisse. Am Saildrive ist keine Korrosion zu erkennen. Die Erdungsplatte hingegen zeigt deutliche Korrosionsspuren. Ich kontaktiere Outremer und bitte um Feedback. Bis dato habe ich noch nichts gehört.

Hauling Out!

HaulOut

Am Dienstag den 21.5. um Punkt 08:00 wie vereinbart ist es dann so weit. Kurzentschlossen gehen wir aber vorher noch an die Tankstelle und machen doch noch die Dieseltanks voll. Michael, der mit seiner Savannah auch auf dem Platz liegt, und auch die Mitarbeiter von PEAKE bestätigen mir, es wäre trotz Grotamar im Tank keine gute Idee, INVIA mit leerem Tank stehen zu lassen. Obwohl wir damit alles verzögern, nimmt uns das keiner krumm. Alle warten bis wir mit gefülltem Tank von der Tankstelle wieder kommen. Um 08:40 sind wir parat. Sehr professionell, zügig aber dennoch vorsichtig und gründlich kommt INVIA aus dem Wasser.

Ein Taucher überprüft u.a. klopfend, ob die Hebegurte an der richtigen Stelle sitzen.
Einfahrt in die Rampe
HaulOut
Hochdruckreinigung
Und los gehts zum Stellplatz
Es geht quer übers Gelände

Am Stellplatz angekommen, prüfen wir wie besagt den Saildrive. Die Segel kommen ab, auch die Schoten kommen aus dem Sonnenlicht.

Wasser brauchen wir am Hauloutplatz viel

Alle Seewassereinlässe (Generator, AirCon, VolvoMotoren, WCs) werden mit Frischwasser gespült, damit das Salz raus kommt. Dabei gibt es auch Opfer. Die capitania kommt just in dem Moment von der Wäscherei zurück, als das Salzwasser aus dem Motor gespült wird. Da von oben gespült wird, bleibt sie unentdeckt und erhält eine salzige Komplettdusche. Der Volvomitarbeiter, der das Spülen zusammen mit mir ausführt, hat noch tagelang Spaß an der Aktion, nachdem die capitania sich selbst vor Lachen über das Missgeschick schüttelt.

Die Seeventile werden geschlossen, Löcher zugestopft damit keine Insekten oder Vögel drin nisten usw. usw. Und vor allem: Alles sauber und sehr sauber machen, mit Alkohol nachreiben, um Schimmelsporen keine Nahrung zu bieten.

Unser Stellplatz
Zur Erinnerung, damit wir später wissen wie wir die Schoten wieder einführen müssen
Anoden nach 9 Monaten
Am Skeg ist ein kleiner Produktionsfehler sichtbar. Wird neu einlaminiert damit kein Wasser mehr eindringt.
Die Erdungsplatte ist korrodiert – da stimmt etwas nicht!
Der Zustand dieser Winch gefällt mir gar nicht. Sollte nach 2 Jahren nicht so aus sehen.
Manche, wie hier unser Nachbarlieger, die WANDERER (ebenfalls eine Outremer 51), lassen ein Dach aus Folie aufbauen. Wir entscheiden uns dagegen, denn bei anderen Outremers gab es in der Vergangenheit Beschädigungen an den Relingstützen durch den Winddruck
Schwesterschiff WANDERER mit Folienverpackung und Klimaanlage
Wir mieten uns eine Klimaanlage, welche während der gesamten Lagerdauer laufen soll. So bleibt das Innere halbwegs kühl und vor allem trocken. Die angeblich sicherste Methode, sein Schiff und alle Kleider etc. später schimmelfrei vorzufinden. Wird von den meisten hier so gemacht. Nicht sehr umweltfreundlich – aber im gesamten Amerika-nahem Raum wird mit Energie ohnehin nur so um sich geworfen. Aircons laufen hier 365 Tage im Jahr rund um die Uhr.
Damit keine Ameisen an Bord können, werden alle möglichen Kletterstellen rundum mit rotem Fett eingepinselt
Alle Löcher werden verschlossen
Alle Segel abgebaut

Große Unterschiede

Zeit für eine Inselerkundung blieb bisher nicht. Anders als auf Tobago muss man aber auf Trinidad auch vorsichtig sein mit der Zielauswahl. Längst nicht alle Orte gelten als sicher, vor allem abends nicht. Auf unserer einzigen Tour raus aus der großen Bucht erkennen wir, wie groß die Unterschiede in den Lebensumständen sind. Carenage, wo viele Mitarbeiter von PEAKE wohnen, ist mit einfachen Häusern bestückt, wirkt ärmlich und schmuddelig. Näher an Port of Spain werden die Häuser groß. Die Westmall, in der wir Friseur und Einkäufe erledigen, könnte auch in Europa stehen. So etwas haben wir lange nicht gesehen. Ein komisches Gefühl nach so langer Zeit und Vorgeschmack auf das gut situierte Europa.

Westmall Port of Spain
Westmall Port of Spain
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