Hurricane-Zeit!

Wir hatten gestern tatsächlich bis zu 278kn (500 km/h) Wind. Ab 64kn spricht man von Windstärke 12 und einem Orkan. Die höchste Kategorie eines Orkans ist die Stufe 5 (verwüstend), ab einer Windgeschwindigkeit von 136 kn. Die letzten Hurrikans dieser Kategorie gabs im Jahr 2017 mit Irma (bis zu 160kn) und Maria mit bis zu 150kn. 2016 erreichte Mattew mit 140kn diese Kategorie. Davor muss man bis ins Jahr 2007 zurück gehen: Felix erreichte damals  mit 150kn diese Kategorie.

Haben wir soeben einen absoluten Rekord gebrochen und sind durch den stärksten Orkan aller Zeiten gesegelt?

Rekord bei der Windgeschwindigkeit
Im Zeitverlauf

Nein, natürlich nicht. Diesen Wind hatten wir nur auf der Anzeige. Und die hat einen Vogel. Irgendein Defekt. Tatsächlich hatten wir kaum Wind und sind an der Leeküste von Dominica, von Portsmouth zurück nach Roseau, motort. Dabei lief die Waschmaschine und der Wassermacher, um den produzierten Strom auszunutzen.

Dennoch machen wir uns die letzten Tage intensiv Gedanken drüber, wo wir während der Hurrikanzeit hingehen wollen. Die beginnt in der Karibik so ab Ende Mai und dauert mittlerweile bis Ende Oktober, wenn die Wassertemperatur in der atlantischen Passatwindzone über 26,5 Grad ansteigt. In dieser Zeit wollen wir aus der gefährdeten Zone raus. Stellt sich die Frage:

Quo vadis – wohin gehen wir?

USA

Wir könnten zum Beispiel weiter nach Norden in die USA, und dort noch weiter gen Norden bis man aus der Hurrikanzone heraus ist. Das aber ist sehr weit, und bedeutet vor allem auch in der nächsten Saison einen weiten Weg zurück, gegenan (gegen die vorherrschenden Passatwinde). Wollen wir nicht.

Kolumbien & Panama

Die Küste Kolumbiens und die Stadt Cartagena soll ein traumhaftes Seglerziel sein. Wenn man als Segler kommt und nicht mit Drogen handelt, soll man von den hiesigen Drogenbaronen nichts zu befürchten haben – eher im Gegenteil: Man ist sehr um die Sicherheit der Segler und das Image als Seglerparadies bemüht. In Panama wollen wir unbedingt die San Blas Inseln bereisen. Die Region liegt ausserhalb des Hurrikangürtels. Aber: Es ist dann Regenzeit, und während dieser Zeit ist insbesondere Panama berüchtigt für zahlreiche heftige Gewitter. Und dann von dort wieder zurück in die Karibik wird sehr mühsam – weil gegenan. Allenfalls hoch nach Jamaika und Kuba, eine lange und wellige Strecke wäre noch eine Option.

Trinidad oder Grenada

Viele Segler gehen in den Süden von Grenada oder auch Trinidad und holen ihr Schiff an Land. Insbesondere Trinidad liegt außerhalb des Hurrikangürtels, wurde noch nie von einem Orkan getroffen. Ich habe in beiden schon mal geeignete Marinas angefragt. Viel Zeit haben wir nämlich nicht mehr, angeblich sind bereits etwa 90% der Plätze und Slots für den Travellift gebucht. Nur: Die Hurrikansaison dauert 5 Monate. So lange wollen wir aber nicht aus dem Wasser, insbesondere die capitania würde am liebsten auf dem Schiff bleiben. Eine so lange die Zeit mit Landreisen und Hotels zu verbringen ist wenig verlockend.

Franz Guyana und Suriname / Nereid Rally

Eine interessante Möglichkeit überlegen wir intensiv: Erstmal ca. 2 Monate im Süden Trinidads bleiben. Und dann nach Franz. Guyana und Suriname. Dort gibt es ein paar Marinas – die allesamt in Flüssen liegen. Überhaupt reizt es, einen Urwald-Fluss mit dem Schiff zu befahren. Bilder und Berichte darüber, die wir im Internet finden, klingen grandios: Umgeben vom tropischen Regenwald ankert man im Fluss, wird morgens von Papageien und Brüllaffen geweckt. Ein Italiener veranstaltet seit einigen Jahren die Nereid Rally/Flotille, die ab Tobago bzw. Trinidad genau diese Ziele abdeckt. Für 2019 plant er, die ganze Rally zu erweitern und bereits ab August zu starten, um mehr Zeit zu haben die Zielgegend zu erkunden. Das klingt spannend!

ABC Inseln

Die niederländischen Antillen Bonaire, Curacao und Aruba liegen praktisch auf halber Strecke nach Kulumbien und sind ebenfalls ausserhalb des Hurrikangürtels. Wir überlegen, so ab Ende Mai uns von Grenada oder Trinidad ausgehend dorthin aufzumachen. In Bonaire evtl. einen Monat vor Anker bzw. an der Boje zu liegen, später weiter nach Curacao und die INVIA aus dem Wasser zu holen. Die Zeit bis ca. Anfang Oktober dann verbringen wir mit Reisen in Europa und Heimatbesuchen.

Pantaenius

Unsere Versicherung Pantaenius bereitet uns aber noch Kopfzerbrechen. Die capitania als Bord-Juristin hatte sich seinerzeit für diesen Anbieter entschieden, weil er zwar am teuersten, aber die klarsten und fairsten Bedingungen hatte. Fand ich auch so. Nur: Als wir dann unser Fahrtgebiet erweiterten, vom Mittelmeer raus in den Atlantik, wurden die Bedingungen geändert. Auslöser waren die Orkane Irma & Maria, die 2017 in der Karibik wüteten. Jetzt gelten plötzlich praktisch alle bisherigen Hurrikanschlupflöcher – insbesondere der Süden Trinidads und die ABC Inseln – als Hurrikangebiet. Und, anders als noch zuvor, ist man selbst bei seemännisch sachgerechter Unterbringung und bspw. Aufbockung des Schiffs nicht mehr versichert. Das ist ziemlich besch…. Es nützt uns wenig, INVIA in einem Gebiet zu wissen, das noch nie von einem Hurrikan heimgesucht wurde. Genau für das Risiko, für den unwahrscheinlichen Fall dass eben doch, brauche und zahle ich für eine Versicherung! Die Versicherung von Pantaenius schlägt mit einer satten 5 stelligen Summe pro Jahr ein ordentliches Loch in die Kasse und ist nun just für Hurrikaneschäden unbrauchbar.

Wir hören von anderen – meist US amerikanischen – Seglern und auch im Internet, dass es durchaus Versicherungen gibt, welche preiswerter und mit realitätsnäheren Bedingungen  arbeiten.  Ggf. müssen wir also den Versicherer wechseln und notgedrungen dann für 2019 die Prämie von 2 Anbietern bezahlen.

Heute morgen jedenfalls geht es erstmal zurück nach Martinique.

Am Sonntag kommt unser Sohnemann und wird 2 Wochen mit uns segeln. Wir freuen uns drauf!

Weitere Bilder von gestern & heute:
Regenbogen über dem Kreuzfahrtterminal von Roseau
Flotter Käfer!
Der Roseau Fitnessclub ist z.T. auf dem Balkon angesiedelt
Der Roseau Fitnessclub ist z.T. auf dem Balkon angesiedelt
3 Bier für 10

Heute auf dem Weg nach Martinique berechen wir alle Rekorde:

Das war der absolute Rekord
Highspeed-Rekord

Eine Antwort auf „Hurricane-Zeit!“

  1. Meine Herren, hast du mir einen Schrecken eingejagt! Lass das mal lieber! Uff! Annika stand auch mlt großen Augen neben mir, als ich das vorlas. Pfffft! Ich will es gar nicht wissen Bruderherz! Bezüglich Versicherung: sagt Dir Gossler Gobert und Wolters in Hamburg etwas? Die versichern große Schiffe (und auch kleine), auch auf Wegen nach Panama und Trinidad. Sind (echte) Makler mit einem Herz für Seereisende und Hamburger Gemüt…. Mal anfragen? Sag Bescheid oder Google selber… oh Mann! Echt! So ein Schreck!

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