Gut angekommen!

Am Tag 5 der Überfahrt biegen wir in die Bucht Palmeira auf Sal und finden ein recht dicht belegtes Ankerfeld vor. Wir fahren kurz mitten rein und drehen wieder um, um uns ans Ende des Ankerfeldes zu legen. Der Anker hält auf Sand gut.

Ein Einheimischer schwimmt die sehr weite Strecke zu uns raus und kommt recht erschöpft an. Wir helfen ihm an Bord zu kommen, wo er sich erst mal kurz erholt. Leider spricht er kein Wort Englisch, nur ein paar Brocken Französisch und eben Portugiesisch – was keiner von uns recht versteht. Aber so viel wird uns klar: Er warnt uns vor diesen Ankerplatz. Er wäre gefährlich.

Einheimische warnen mich vor dem Ankerplatz

 

Es würden hohe Wellen reinkommen. Ich kann es zunächst nicht glauben, denn wir liegen sehr ruhig und abgedeckt. Aber ich predige selbst immer, zwar vorsichtig zu sein, aber dennoch erstmal an das Gute im Menschen zu glauben. Gerade im Kontakt mit anderen Kulturen, wenn man selbst „der Ausländer“ ist.

Unser einheimischer Schwimmer versucht mich für „seinen“ Ankerplatz zu begeistern

Er empfiehlt uns, weiter ins dichte Ankerfeld zu gehen und versucht, mir einen Ankerplatz zu zeigen. Wir gehen also wieder Anker auf. Ich will aber nicht so weit ans Nordende und ans Land, wie unser einheimischer Schimmer empfiehlt, weil ich einfach etwas mehr Abstand zu den anderen Schiffen und dem Land haben möchte. Er springt schlussendlich beleidigt von Bord und schwimmt von dannen. Ich überdenke alles nochmal: Die laute, aufdringlich-gestikulierende Art des Schwimmers irritierte mich. Auch weil ich mir sicher war, eine leichte Alkoholfahne zu riechen.

Nur: Es gibt für ihn keinen Grund, mich vor einem Ankerplatz zu warnen – ausser dem, dass er wirklich gefährlich ist. Also gehe ich ein 2tes Mal Anker auf. Ein anderer Einheimischer kommt, mit Holzboot und 15PS Aussenborder ausgerüstet, heran und zeigt uns eine Ankerstelle mitten im dichten Ankerfeld. Ich bin nicht begeistert, doch werfe ich den Anker und stecke grade so viel Kette, dass ich mit unserem polnischen Nachbarschiff nicht kollidiere.

Im Ankerfeld liegen wir dicht an dicht

Nach und nach werden die übrigen, weiter außen liegenden, Yachten von Einheimischen angefahren oder angeschwommen – und alle verlegen sich weiter nach innen, rücken noch dichter zusammen.

Ankerbucht Palmeira. INVIA ist am rechten Rand zu sehen.

 

Ankerfeld, vom „Hafen“ aus gesehen

Am nächsten Tag bin ich heilfroh, dass wir so liegen. Immer mehr drehen die Wellen in die Bucht. An der 1. Ankerstelle, an der es noch am Vortag völlig ruhig war, brechen sich bereits am Nachmittag meterhohe Wellen! Für uns völlig unerklärlich, warum und wie es dazu kommt – denn der Wind hat nicht gedreht, nur etwas nachgelassen.

Mann, was bin ich froh, schlussendlich auf die freundlichen Menschen hier gehört zu haben!! Und was tut es mir leid, zu Beginn eher skeptisch-abweisend gewesen zu sein. Ich komme mir vor wie ein arrogantes A… loch. Obwohl ich doch selbst immer predige:

Sei zwar vorsichtig, aber begegne den Menschen offenherzig.

Wir genießen nun hier, wie die capitania es ausdrückt, Inselafrika. Zu kaufen gibt es wenig, aber viel frischen Fisch. Die Menschen sind fröhlich, freundlich, zurückhaltend und ganz besonders die Frauen eher schüchtern-verlegen, was bspw. bei Bestellungen im Cafe/Restaurant oder bei Einkäufen richtig süß wirkt.

Unser erster Landgang auf den Kapverden erfolgte hier am Fischersteg
Hier gibt es wirklich täglich frischen Fisch zu kaufen
capitania mit Tuchverkäuferin. Alles sehr unaufdringlich
Lokales Bier

Einklarieren:

Ein Polizeiboot umrundete uns beim Ankerversuch, wohl um zu prüfen, was da für Typen an Bord sind. Das wars erstmal. Richtig Einklarieren konnten wir erst am nächsten Tag, weil an unserem Ankunftstag (Sonntag) die Behörde nicht besetzt ist (das Ausfüllen diverser Zettel am folgenden Montag dauerte dann etwas, lief aber problemlos und wieder freundlich ab). Unser Q-Status stört niemanden, wir können problemlos an Land. In der „SportsBar“ bestellen wir diverse lokale Biere und verschiedenen gegrillten Fisch.

Ah – es ist wirklich traumhaft hier angekommen zu sein!

Zu berichten gäbs unheimlich viel. Und es gibt noch viel mehr Bilder. Kommt irgendwann mal später. Geduld – im Moment sind wir nicht in BLOG-Laune.

Nachtrag zur Wacheinteilung

Am Schluss noch ein Nachtrag zur Wacheinteilung, weil die Frage im Raum steht, ob sich das alles so bewährt hat. Die capitania schrieb in einer ersten WhatsApp an unsere Familie: „Die Überfahrt war recht entspannt mit unseren beiden Mitseglern. Jeder nur 2h Nachtwache, die vergeht schnell.“
Unsere 2 Mitsegler waren wirklich prima – danke an Euch!! Fachlich und menschlich hat es super gut gepasst bzw. passt noch immer, denn Tobias bleibt uns noch ein paar Tage erhalten und erkundet gemeinsam mit uns die Insel Sal – worüber wir uns sehr freuen.

Vermutlich werde ich bei der nächsten anstehenden Überfahrt aber die Wacheinteilung ändern. Nachtwachen in 2h Schichten, in denen ich als Skipper auch eingeklinkt bin führen dazu, daß ich selbst meist ohne wirklichen Tiefschlaf bin. Oft gab es in jeder Wache eine Frage. Oder es galt eine Entscheidung zu treffen, wozu ich kurz geweckt wurde. Was ich auch unbedingt so will und wollte. Nur führt das dann dazu, daß mir selbst eine längere Schlafphase fehlt. Auf Dauer nicht schön und etwas, das sich vermeiden lässt. Deswegen würde ich aus heutiger Sicht das 3h Schicht System bevorzugen. Dann kommt der Skipper auch mal in eine Tiefschlafphase, selbst wenn für die Crew ein 2h System angenehmer ist.

3 Antworten auf „Gut angekommen!“

  1. So toll, wie ihr alles beschreibt!! Da seit ihr füt uns die besten Vorreiter!! Geniesst euren Aufenthalt!!
    Wir sitztn immer noch in Las Palmas fest. Warten auf ein munzigkleines Ersatzteil, welches seit 6Tagen bestellt sein sollte. Haben soeben erfahren, dass die Bestellung gar noch nicht raus ist????
    Grüessli Pia&Köbi

  2. Beim Bier das R rausgestrichen und schon gibt es Stela Bier 🙂
    Ich reise mit dem Finger am Globus mit und freue mich über die tollen Berichte

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