Ein-/Auslaufen in/aus einer marokkanischen Marina

Nachgereicht, wollte diese für andere Segler wichtigen Hinweise nicht unerwähnt lassen

Ankern entlang der marokkanischen Küste über Nacht ist nicht erlaubt. U. a. um den Drogen-Schmuggel zu erschweren. Somit gibt es in Marokko nur die Möglichkeit, sich von Hafen zu Hafen zu bewegen. Die Pass- und Zollformalitäten müssen bei jedem Anlaufen erneut erledigt werden, sprich jedes Mal ist erneut ein-, zum Auslaufen ausklariert werden. Logischerweise sind dann auch nur Häfen geeignet, die offiziell dafür zugelassen sind.

Ausklarieren

Wichtig für die Törnplanung ist auch: Kurz vor dem Auslaufen muss der Zoll (oft mit Drogenhund) an Bord. Danach darf man das Schiff nicht mehr verlassen. Der Zoll steht nicht überall zu jeder Zeit parat, so dass es beispielsweise schwierig oder unmöglich sein kann, nachts oder in der Morgendämmerung auszulaufen: Zu lange im Voraus kann man nicht (immer) ausklarieren und nicht überall arbeitet der Zoll 24h. Wir haben die Behörden allesamt extrem freundlich und entgegen kommend, aber auch den Vorschriften entsprechend handelnd, erlebt.

Wie erwähnt, gingen wir von der spanischen Exklave Melilla nach Al Hoceima in Marokko. Bakschisch, wie wir es aus Tunesien kennen, wurde nirgends eingefordert.

Kontakt mit Marina Al Hoceima

Etwas nervenkitzelnd war allerdings die Frage, ob wir in Al Hoceima überhaupt einen Platz finden bzw. einlaufen dürfen. Eine Website gabs nicht, wir fanden nur eine Seite und einen Kontakt auf Facebook. Unsere 2 Tage vorher versandte Anfrage wurde nie beantwortet, also liefen wir Al Hoceima aufs Geradewohl an. 5 sm vor der Hafeneinfahrt fange ich an, Al Hoceima anzufunken. Weder auf Kanal 09 noch auf 16 bekommen wir eine Antwort, hören aber dass auf 09 grade mit einer lokalen Fähre gesprochen wird. Mit dem Fernglas ist zunächst nirgendwo der Mast einer anderen Yacht erkennbar. Das stimmt mich etwas bedenklich. Ist die Marina nicht mehr in Betrieb?

Immer noch keinerlei Reaktion auf unsere Funkrufe. Also laufen wir in den Hafen ein, schön langsam.

Da – ich erkenne tatsächlich den Mast einer anderen kleineren Segelyacht, die an einem Fingerponton im Hafen festgemacht liegt. Und mit dem Fernglas sehe ich, dass am Peer hektisches Treiben beginnt. Ein Auto rast heran, einige Uniformierte steigen aus und laufen aufgeregt hin und her. Ohne Struktur, und ohne klar erkennbare Zeichen zu geben. Ich sortiere die Lage, überlege mir wo wir am besten anlegen könnten denn die Fingerpontons sind für INVIA zu klein. Da endlich winkt ein gut genährter älterer Herr und gibt eindeutige Zeichen, wir sollen an den großen Schwimmsteg gehen. Die Uniformierten gesellen sich zu ihm – na dann kann der Platz nicht so verkehrt sein.

Ich gehe mit der Steuerbordseite längsseits, die capitania wirft die Bugleine über. Die von einem Uniformierten aufgenommen und etwas hilflos in der Hand gehalten wird. Sofort aber springt der ältere Herr dazu, der die Leine fachgerecht am Poller festmacht. Jetzt ist klar: Das ist der Marinero oder gar Hafenmeister.

Kaum ist die Bugleine fest fordert mich ein junger Uniformierter auf, mit den Papieren zu ihm zu kommen – wird aber umgehend von einem anderen Uniformierten korrigiert der ihm klar macht: Es muss eins nach dem anderen gemacht, also erstmal in Ruhe das Schiff vertäut werden. Erst wenn der Skipper entschieden hat dass es gut ist und die Motoren abstellt, kommen die Formalitäten. Das tun wir auch in aller Ruhe.

Alle Formalitäten werden an Ort und Stelle erledigt

Einige Segler berichteten im Internet auf Noonsite und anderen Foren, man müsse für die Paßformalitäten mit dem Auto etwa 5 Minuten zur Dienststelle der Grenzpolizei fahren. Das kann ich nicht bestätigen. Zoll wie Polizei sind vor Ort, haben ihr eigenes kleine Büro. Das gesamte Procedere verläuft, wie mehrfach erwähnt, extrem freundlich. Schwierigkeiten gibt es nur mit der geographischen Zuordnung der Marschall Inseln (auf englisch: Marshall islands). Schlussendlich steht in unseren Papieren, dass die INVIA mit Heimatort BIKINI aus Island einklariert hat. Wir nehmen es mit Humor.

Auch das Ausklarieren geht genauso freundlich von statten. 7 Uniformierte entern die INVIA. Alle bis auf den Betreuer des Drogensuchhunds bleiben aber im Cockpit stehen, nur Hund und Herrchen betreten das Innere des Schiffs. Der Drogensuchhund hinterlässt dafür leider überall seine Hundehaare. Aber auch das nehmen wir mit Humor – es war schon ein wirklich älteres Tier.

Gebühren

Die Zoll- und Passformalitäten sind gebührenfrei. Die Marina verlangte für 1 Nacht – angekommen gegen 17:00 und ausgelaufen am nächsten Tag gegen 16:00 für INVIA 429 MHD, umgerechnet rund 39 €uro. Strom und Wasser inklusive. Ziemlich genau das Doppelte dessen was wir in Melilla bezahlt hatten, aber dafür hatten wir Rundum-Bewachung und -Betreuung.

Bilder & Fotos, nichts Neues sondern aus den anderen Beiträgen:

Der Hafen von AL Hoceima

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